ERAMUS+ Projekt “The Opportunities of Migration for Multicultural Europe“
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichungen (Mitteilungen) trägt allein der Verfasser.
(15.04.2024, H. Heimann)
Welche Gefahren bestehen für unsere Demokratien und europäischen Werte durch Rechtspopulismus und Rechtsextremismus? Wie kann und sollte man dem Rechtsruck begegnen, der aktuell in immer mehr europäischen Ländern zu beobachten ist? Und wie kann man (junge) Menschen dazu motivieren, sich für die Demokratie und unsere demokratischen Werte einzusetzen, sei es in der Schule, dem Heimatort oder auf landespolitischer- bzw. sogar auf europäischer Ebene? Dieses waren einige der Ausgangsfragen, mit denen sich die Teilnehmer*innen des Erasmus+ Projektes How stable are our democracies and common European values in Norway and Germany? der Ringsaker Videregående Skole und des Erftgymnasium Bergheims während ihres zweiten Projekttreffens vom 17.03 bis zum 23.03.2024 in Bergheim auseinandergesetzt haben. Beim ersten Projekttreffen im norwegischen Brumunddal im Oktober 2023 hatte der Fokus auf den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Demokratien gelegen.
Im Rahmen des Programms konnten wir in Bergheim unter anderem mit der Schülervertretung des Erftgymnasiums über demokratischen Einsatz auf schulischer Ebene diskutieren, uns im Rathaus Bergheim mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Frau Hülsewig über Möglichkeiten des lokalen Engagements austauschen und mit dem eingeladenen Gast Martin Mödder (u. a. European Speaker, Mitglied der Jungen Europäischen Föderalisten) über überparteiliches Engagement für Europa und die Bedeutung der nächsten EU-Wahl aus norwegischer, deutscher und europäischer Sicht sprechen.
Aber natürlich sollten unsere norwegischen Gäste auch die nähere Umgebung Bergheims kennenlernen. Der Tagesausflug nach Köln beinhaltete eine geführte Tour durch die Keupstraße, bei der wir mehr über die Verbrechen der NSU in Köln-Mülheim gelernt haben sowie einen anschließenden Besuch des EL-DE Hauses, bei dem nachhaltig die schrecklichen Konsequenzen des Nationalsozialismus verdeutlicht wurden.
Nordrhein-Westfalens kulturelle Vielfalt wurde beim ersten Programmpunkt unseres Tagesausflugs nach Düsseldorf deutlich, der uns in das japanische Viertel führte und viele interessante Informationen zur japanischen Kultur beinhaltete. Ähnlich wie in Köln blieb auch genug Zeit, die Stadt in Kleingruppen auf eigene Faust zu erkunden, ehe wir noch die Möglichkeit erhielten, den Düsseldorfer Landtag zu besichtigen und sogar kurz der gerade stattfindenen Plenarsitzung beizuwohnen. Trotz ihres langen Sitzungstages nahm sich Romina Plonsker, eine der Lantagsabgeordneten des Rhein-Erft-Kreises, noch Zeit, unsere Fragen zum Thema “Gefahren für die Demokratie” zu beantworten.
Neben dem offiziellen Programm, gab es noch viele weitere Gelegenheiten, die neu geschlossenen Freundschaften zu vertiefen und sich auch einmal über weniger politische Themen auszutauschen, z.B. beim gemeinsamen Reibekuchenessen im Elternhaus einer Schülerin oder einer extra organisierten Geburtstagsparty für einen der norwegischen Schüler.
Am Freitag Abend fand dann die Abschlussverantaltung im PZ des Erftgymnasiums statt, bei der bei kleinen Snacks die Möglichkeit bestand, die schönsten Erlebnisse der Woche noch einmal Revue passieren zu lassen und bei der die Schüler*innen ihren zahlreich erschienenen Eltern und Freunden ihre einzelnen Projektergebnisse vorstellen konnten. Zwei der insgesamt durchweg sehr gelungenen Projektergebnisse können Sie sich hier anschauen (“Umgang mit Rechts auf lokaler” Ebene sowie “Engagement auf Europäischer Ebene”).
Thema: “How stable are our democracies and common European values […]?“
Nach einem ersten Kennenlernen per Brief- und Skypeaustausch zu Beginn des Schuljahres, fand vom 15.10 bis zum 21.10.2023 das erste „physische“ Projekttreffen mit unseren norwegischen Projektpartner*innen der Ringsaker Videregående Skole in Brumunddal statt, das ca. eine Zugstunde nördlich von Oslo wunderschön am Mjösasee liegt.
Dabei lag der thematische Schwerpunkt der Projektarbeit auf dem Thema Klimawandel und den damit einhergehenden Gefahren für unsere Demokratien und europäischen Werte. In Kleingruppen fokussierten sich die Schüler*innen vor allem auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Norwegen und Deutschland, z.B. hinsichtlich des Klimawandels und klimatischer Unterschiede, der Energiebereitstellung und der Verwendung regenerativer Engergien, des Klimawandels und seinen Auswirkungen auf das politische Klima und die demokratische Partizipation sowie News Fatigue und mentale Gesundheit. Dabei recherchierten sie Fakten, diskutierten mögliche Gefahren für die Demokratie und erstellten eine kreativen Beitrag (z.B. welche Argumente man Klimawandelleugnern entgegenbringen kann).
Am Ende der Woche fand eine “Farewell Party“ statt, auf der die Projektergebnisse und ein Videofilm über die Erlebnisse der Woche eingeladenenen Gästen präsentiert wurden. Aufgelockert wurden die Vorträge durch einen Bericht über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeizen sowie ein kahoot Quiz. Es gab aber auch genug Zeit und Raum, norwegische Spezialitäten zu pobieren und sich mit den neuen Freund*innen über die gemeinsamen Erlebnisse zu unterhalten.
Dazu gehörten auch eine Reihe spannender Ausflüge in die nähere Umgebung, z.B. zur Technischen Universität Gjörvik, wo wir eine interessante Campusführung erhielten und einem sehr spannenden, verständlichen Vortrag über die unterschiedliche Energieversorgung in Deutschland in Norwegen bekamen.
Das Highlight der Fahrt war vermutlich der Besuch von Oslo, wo wir zunächst eine geführte Tour durch das Rathaus bekamen (wo Anfang Dezember der Friedensnobelpreis verliehen wird). Anschließend durften wir an einem Workshop im Zentrum des 22. Juli teilnehmen, bei dem die Schüler*innen mit dem Workshopleiter die Gefahren von Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien diskutierten und sich mit den sehr bewegend dargestellten Ereignissen des Terroranschlags vom 22. Juli 2011 auseinandersetzen konnten. Die anschleißende Freizeit wurde unterschiedlich genutzt, u.a. wurde die Aussicht vom Dach der Osloer Oper auf den Oslofjord genossen.
Um den Teamspirit zu fördern, fand auch eine Schnitzeljagd (an Amazing Race) durch Brumunddal statt, die uns am Ende auf das Dach des höchsten Holzhotels in Europa führte (s. Gruppenoto). Die Stimmung in der Gruppe war so gut, dass sich die Schüler*innen auch Abends noch zu diversen Freizeitaktivitäten trafen und viel Spaß hatten.
Dies spiegelt sich auch im Fazit von Eva S. und Anastasia wieder: „Wir haben uns in Norwegen sehr willkommen und wie zu Hause gefühlt. Unsere Zusammenarbeit war von Offenheit und Vertrauen geprägt. Es ist eine tolle Erfahrung fürs Leben, und wir hoffen, dass unsere internationalen Freundschaften weit über das Projekt hinaus andauern werden.“ Ein Wiedersehen wird es erst einmal im März 2024 geben, wenn wir unsere norwegischen Partner*innen in Bergheim empfangen werden.
Hallo,
ich heiße Elisabeth Micard und bin Geschichts- und Geographielehrerin in der Stadt St Maur, einem östlich gelegenen Vorort von Paris. Ich unterrichte dort in dem Lycée d’Arsonval.
Mein Gymnasium gehört seit ein paar Jahren zum Erasmus+ Projekt, womit ich die Gelegenheit genutzt habe, mich für dieses Programm zu bewerben. Das Programm bietet europäischen Lehrkräften, die Möglichkeit an Schulen weitere und neue berufliche Erfahrungen zu sammeln.
In der Woche vom 14. bis zum 18. August hatte ich die Gelegenheit verschiedene Kurse und Klassen in den Fächern Erdkunde, Sozialwissenschaften, Politik und Französisch zu besuchen und konnte somit einen Einblick in den Unterricht und Schulalltag in Deutschland gewinnen. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen war sehr gewinnbringend für mich und bot mir die Möglichkeit zum Teil gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zu unterrichten.
An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für die gute Zusammenarbeit und die lehrreiche Woche am Erftgymnasium.
Herzliche Grüße,
Elisabeth Micard
„Hva heter du?“ oder „Hvor kommer du fra?“ Diese Fragen konnte man in der vergangenen Woche häufiger am Erftgymnasium hören – denn es fand der langersehnte Gegenbesuch der norwegischen Projektpartner aus Brumunddal statt, mit denen im Rahmen des Erasmus+ Projektes das Thema „Cultural Similarities and Differences in Norwegian and German Literature“ vertieft wurde. Dabei setzten sich die Schüler der Jahrgangsstufe Q1 in Kleingruppen kreativ mit den Themen Jugendliteratur, Crime Noir, Songtexten, Geschichtsbiographien und dem aktuellen Zeitgeschehen auseinander.
Neben der Projektarbeit standen auch Unterrichtsbesuche und projektbezogene Ausflüge auf dem Programm, so ging es u.a. zum Haus der Geschichte in Bonn, dem Drachenfels in Königswinter sowie dem Institut für Skandinavistik an der Universität zu Köln.
Die ereignisreiche Woche endete am Freitagabend mit einer Abschlussfeier am Erftgymnasium, zu der Schüler, Eltern und Lehrer geladen waren. Hier wurden die Arbeitsergebnisse der Woche präsentiert sowie die Höhepunkte der Woche mit Hilfe von Bildern, Kurzvorträgen und einem Quiz sehr anschaulich präsentiert.
Die Projektverantwortlichen Kai Heimann und Cornelius Dehne (Erftgymnasium Bergheim) sowie Shannon McPherspn und Marianne Austvik (Ringsaker Videregaende Skole) waren sich einig: „Das gemeinsame Projekt hat nicht nur dazu geführt, dass die Schüler einen besseren Einblick in die jeweilige Kultur des Partnerlandes sowie der Partnerschule bekommen haben, sondern es sind auch viele Freundschaften zwischen den Teilnehmern entstanden, die über das Projekt hin andauern.“
Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Nachdem die am Projekt teilnehmenden Schüler*innen der vergangenen beiden Jahrgänge im Schuljahr 2020/21 aufgrund des Lockdowns und im vergangenen Schuljahr 2021/22 wegen der aufkommenden Deltavariante ihre Projektpartner*innen aus Norwegen nur per Briefaustausch und digitalen Treffen kennen lernen konnten, machten sich 11 Schüler*innen des Erftgymnasiums vom 04. bis zum 10.09.2022 voller Vorfreude auf den Weg ins norwegische Brumunddal. Im Vorfeld hatten sich die Schüler*innen bereits in Briefen über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede norwegischer und deutscher Märchen und TV-Serien ausgetauscht; diese Ergebnisse galt es nun zu vertiefen.
Nach erfolgreicher Anreise wurde der Rest des ersten Tages dazu genutzt, die Gastschülerin bzw. den Gastschüler und die Gastfamilie besser kennenzulernen und sich etwas von den Reisestrapazen zu erholen. Am ersten Projekttag waren alle erst einmal überwältigt von den ersten Eindrücken der Ringsaker Videregående Skole, auf der im gymnasialen Zweig das Abitur und im Berufsschulzweig ein Berufsschulabschluss erworben werden kann. Das Schulgebäude ist sehr neu und modern, und im Eingangsbereich fällt direkt eine gut frequentierte Tischtennisplatte auf: Es wird viel dafür getan, dass die Schüler*innen sich wohl fühlen. Bei der anschließenden Schulführung ließ das Staunen nicht nach: Moderne Klassenräume, eine bestens ausgestattete Bibliothek samt Bibliothekar, ein eigener IT-Bereich, Technikräume mit Virtual Reality Brillen, separate Räume für Gruppenarbeiten und ein sehr praxisorientierter Berufsschulzweig. Überhaupt fiel auf, wie „multiprofessionell“ die Schule aufgestellt ist.
Danach durften wir am Deutschunterricht der norwegischen Projektleiterin Marianne Austvik und ihrer Kollegin Christina Zimmermann teilnehmen, denn neben Englisch sollten Teile der Projektarbeit auch auf Deutsch durchgeführt werden. Da die Gruppen häufig durchgemischt wurden, konnten wir uns mit vielen norwegischen Schüler*innen über das Leben in Deutschland und Norwegen, unsere Hobbies sowie über die ersten gesammelten Eindrücke austauschen.
Im Anschluss zogen sich die am Projekt beteiligten Schüler*innen in einen separaten Raum zurück, bündelten die Ergebnisse ihres Briefaustausches und diskutierten ihren Arbeitsauftrag für die kommende Woche. Die erste Aufgabe bestand darin, sich Notizen zu unseren kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu machen, z.B. hinsichtlich des Lebens in Brumunddal/ der Hedmark, dem Familien- und Schulleben, der Freizeitgestaltung und dem Unterschied zwischen dem Landleben und Großstadtleben. Auf dieser Grundlage aufbauend sollten sich die Schüler*innen in Kleingruppen einen “Serienpitch“ für eine deutsch-norwegische Coproduktion überlegen, die sie am Ende der Woche präsentieren sollten und (zumindest theoretisch) beim von der EU unterstützen Förderprogramm Creative Europe einreichen können. Dazu sollten sie ihre Gedanken zum Genre, der Grundidee bzw. der Handlung der Serie, den Hauptcharakteren sowie dem Handlungsort samt Atmosphäre schriftlich festhalten. Während der Woche gab es immer wieder Zeitslots, in denen die Gruppen an der Serienidee weiterarbeiten konnten.
Der restliche Teil des Nachmittages wurde ganz unterschiedlich verbracht: Einige Schüler*innen nutzten die freie Zeit für eine Bootsfahrt auf dem nahegelegenen Mjösasee, einen Ausflug in die Nachbarstadt Hamar oder aber – wie Luisa - der Gastschwester beim Biathlontraining zuzuschauen.
Am zweiten Tag standen die Erkundung von Brumunddal und der nahegelegenen Natur im Vordergrund. Zunächst ging es unter der Leitung der amerikanisch-norwegischen Kollegin Shannon McPherson zum Geo-Cashing in den nahe gelegenen Sveum Forest. Dort mussten die Schüler*innen in Kleingruppen so schnell wie möglich Infoschilder bzw. Geo-Caches finden. Teilweise enthielten die gesuchten Gegenstände auch von Schüler*innen der Ringsaker Videregående Skole erstellte QR-Codes, auf denen sie Informationen über den Wald, den Fjell oder den Fluss Brumundda erlangen konnten.
Nachdem alle Gruppen das Geo-Cashing erfolgreich absolviert hatten, ging es mit einer weiteren Gruppenaktivität weiter: Beim Amazing Race mussten die Schüler*innen 15 der wichtigsten und interessantesten Orte oder Sehenswürdigkeiten Brumunddals finden und als Beweis ein Gruppenfoto, ein Meme, ein Video erstellen oder etwa einen lustigen Song singen. Gewonnen hatte das Team, das als erstes alle Aufträge absolviert hatte, am Zielort, dem Wood Hotel Brumunddal, angekommen war und dort den Zungenbrecher “How much wood could a woodchuck chuck?“ gesungen hatte. Zum Abschluss ging es auf das Dach des größten Holzhotels der Welt, von dem man eine tolle Aussicht auf den Mjösasee, den größten See Norwegens, genießen konnte. Welchen Stellenwert Bildung in Norwegen hat, konnte man in dem im Hotelkomplex untergebrachten Schwimmbad sehen, wo drei Schwimmlehrer*innen eine Kindergartengruppe von 10 Kindern begleiteten.
Ein weiteres Highlight stand am nächsten Tag auf dem Programm, denn es ging per Bus in die Hauptstadt Oslo. Dort besuchten wir zunächst das Nobels Fredssenter, wo wir in einer spannenden Führung mehr über das Leben Alfred Nobels lernen konnten und erfuhren, warum der Friedensnobelpreis in Oslo und nicht in Stockholm verliehen wird. Nach einer Rundtour, auf der wir mehr über die bekanntesten Preisträger*innen erzählt bekamen, besonders über die norwegischen und deutschen, konnten wir uns noch die aktuelle Sonderausstellung über die Gewinner*innen des Jahres 2021, die philippinische Journalistin Maria Ressa und den russischen Journalist Dmitri Muratow, ansehen und über die Bedeutung von Pressefreiheit und freier Meinungsäußerung austauschen. Es wurde uns allen bewusst, wie gut es uns geht, gerade in Anbetracht der aktuellen Ereignisse in der Ukraine.
Die Mittagspause nutzten einige von uns, um einen kleinen Stadtspaziergang zum Königshaus, dem Rathaus, dem norwegischen Parlament sowie der neuen Staatsoper zu machen. Auf dem Spaziergang konnte uns Marianne u.a. einige spannende geschichtliche Hintergrundinformationen zum norwegischen Königshaus und Unterschiede zur britischen Monarchie geben. In Norwegen duzen nämlich nicht nur Schüler*innen ihre Lehrer*innen, auch der König oder Mitglieder der Königsfamilie werden geduzt. Noch konnten wir nicht wissen, dass nur einen Tag später Queen Elizabeth II sterben würde.
Zwischendurch gönnte sich die Gruppe noch eine Boller – eine norwegische Backspezialität - in einer der anliegenden Bäckereien. Zum Abschluss genossen wir auf einer Bootsfahrt im Oslofjord vom Wasser aus die beeindruckende Aussicht auf die Stadt und das topmoderne Hafenviertel sowie die wunderschönen kleinen Inseln.
Am darauffolgenden Tag begleiteten die deutschen Schüler*innen ihre Gastschüler*innen vormittags in den Unterricht und nahmen neben z.B. Chemie- oder Englischstunden auch an bei uns nicht-unterrichteten Fächern wie Rechtslehre oder Wirtschaft teil. Im Anschluss wurde am Projekt weitergearbeitet.
Am letzten Projekttag machte sich die Gruppe auf den Weg ins ca. 36 Kilometer entfernte Lillehammer, wo im Jahre 1992 die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben. In der schönen und beschaulichen Innenstadt gab es eine Vielzahl an Geschäften, in denen man traditionelle norwegische Strickwaren oder Trachten, aber auch noch Souvenirs und Geschenke für die Familie kaufen konnte. Neben den traditionellen Wintersportanlagen fielen die Werbung für das Davis-Cup Spiel zwischen Norwegen und Indien auf, welches eine Woche später in Lillehammer stattfand, mit Norwegens Startennisspieler Caspar Ruud, der gerade bei den US-Open für Furore sorgte.
Nach einem von der norwegischen Kollegin Inga geführten Stadtrundgang vorbei an der Skisprunganlage besuchten wir das Freilichtmuseum Maihaugen, eines der bedeutsamsten Museen Norwegens. In den über 200 Häusern konnten wir uns während der Führung vor allem ein Bild davon machen, wie das Leben in Norwegen im 19. Jahrhundert aussah; es gab aber auch „modernere“ Häuser, die z.B. den Lebensstandard in den 1950er Jahren zeigten.
Am Abend trafen wir uns gemeinsam mit den Gasteltern und einigen Gastgeschwistern sowie den beteiligten norwegischen Lehrerinnen zur Abschlussveranstaltung in der Schule. Nachdem zunächst “mingling“ auf der Tagesordnung stand – also Small Talk und das Verzehren von mitgebrachten norwegischen Spezialitäten - stellten die Schüler*innen Impressionen der Woche vor, führten ein Kahoot Quiz zu kulturellen Unterschieden (inklusive Spaßfragen, welcher Pausensnack besser schmeckt: Kitkat oder Quick Lunch …) und kleine Spielen durch. Highlight war die Präsentation der Serienpitches der fünf Schülergruppen, die durchweg überzeugen konnten. Am Ende konnte sich Foreign Affairs, ein Drama bzw. eine Liebesgeschichte vor politischem Hintergrund, in der es um Toleranz geht, vor Edelweiß, einem Crime Noir um einen Serienmörder, der von einem deutsch-norwegischen Ermittlerteam enttarnt werden muss und in dem die „weiße Sternblüte“ eine entscheidende Rolle spielt sowie Endless War, ein dystopisches Kriegsepos, in dem ein deutscher General und eine junge norwegische Widerstandskämpferin die Hauptrolle spielen, durchsetzen. Wer weiß, vielleicht wird eine der Serienideen ja zukünftig tatsächlich finanziell von Creative Europe gefördert?
Am Samstagnachmittag mussten wir uns am Brumunddaler Bahnhof von unseren norwegischen Gastgeber*innen verabschieden, um nach einer spannenden, aber viel zu schnell vorbeigehenden Woche mit vielen tollen Erinnerungen die Heimreise anzutreten. Auch wenn wir uns vor allem auf die kulturellen Unterschiede konzentriert haben, konnten wir feststellen, dass wir bei weitem mehr Gemeinsamkeiten und ähnliche Interessen haben. Und es hat uns gezeigt, welch enorme Bedeutung persönliche Treffen in einem (hoffentlich) weiter zusammenwachsenden Europa haben. Die Teilnehmerin Victoria Ciepiela fasst ihre Eindrücke folgendermaßen zusammen: „Der Schüleraustausch mit den norwegischen Schüler*innen in Brumunddal war eine fantastische Erfahrung. Von Ausflügen nach Oslo oder Lillehammer bis hin zum gemeinsamen Spieleabend war alles dabei! Wir konnten neue Freundschaften knüpfen und viel über Norwegens Kultur, Geschichte und Natur lernen. Ich empfehle jedem Schüler, an einem solchen Schüleraustausch teilzunehmen. Da wir viel auf Englisch kommuniziert haben, habe ich auch viel Sprachpraxis gesammelt.“
Die Schüler*innen sehen sich im April 2023 zum zweiten Projekttreffen in Bergheim wieder, bei dem wir uns u.a. mit der gemeinsamen Geschichte Deutschlands und Norwegens und der Gattung Roman auseinandersetzen werden.
Im Rahmen ihres Berufsorientierenden Praktikums haben neun Schüler*innen unserer Schule vom 13.06. bis zum 30.06. erfolgreich am dreiwöchigen Kaufmann International Programm am Cork English College in Irland teilgenommen. Ins Leben gerufen wurde der Kurs von der Deutsch-Irischen Handelskammer mit Sitz in Dublin. Der Hauptanteil der Kursgebühren bzw. Flugkosten wurde über Erasmus+ Fördergelder von der Förderstelle Arbeit und Leben bereitgestellt.
Im Rahmen ihrer Teilnahme konnten die Schüler*innen wertvolle Einblicke in die irische Unternehmenswelt gewinnen und die Bedeutung von interkultureller Zusammenarbeit und interkultureller Kommunikation in unserer globalisierten Arbeitswelt erfahren. Spannende Exkurse gab es u.a. zu den Bereichen Irland und die EU, Irland und der Brexit, Irische Politik sowie Europäisches und Irisches Recht. Im Vordergrund stand dabei aber eine praxisorientierte Anwendung, bei der verschiedene Firmen in Cork und Umgebung besucht wurden, aber auch selbst kreativ gearbeitet wurde, z.B. durch die Erstellung eines Businessplanes für ein selbst ausgedachtes Produkt mit anschließender Präsentation und Evaluation.
Von ihren Erfahrungen berichten Alicia Bärwolf, Laila Coskun, Luka Häfele, Jana Hermans, Aurora Lavuri, Emily Marino, Marie Merzenich, Tanja Urbach sowie Basma Zeid.
Anreise/ Transfer
Bei der Anreise vom Düsseldorfer Flughafen am Abend des 12.06. war die Vorfreude bei uns allen deutlich spürbar. Unsere anwesenden Eltern und Lehrer wirkten hingegen ein klein wenig angespannt, da es im Vorfeld eine Reihe von Flugstreichungen gegeben hatte und die Zeit zum Umsteigen bei unserem Zwischenstopp in Amsterdam nur bei knapp einer Stunde lag… Aber zum Glück verlief der Transfer reibungslos, sodass wir wohlbehalten in Cork ankamen und von unseren Gasteltern in Empfang genommen und in unsere neuen zu Hause für die kommenden drei Wochen gebracht wurden. Turbulenzen gab es hingegen im Vorfeld des Rückfluges, da dieser dann tatsächlich von der Fluggesellschaft gestrichen wurde, so dass unser Kurs um zwei Tage verkürzt werden musste, weil wir auf einen früheren Rückflug umbuchen mussten.
Unterbringung in den Familien
Wir waren in neun verschiedenen Gastfamilien untergebracht und über diverse Corker Vororte verstreut. In den Familien konnten wir auch abseits des Kurses die typische irische Gastfreundschaft und das alltägliche Leben in Irland kennen lernen, aber teilweise auch noch andere internationale Schüler kennen lernen, wie z.B. Aurora, die am Anfang noch eine brasilianische Gastschülerin in der Familie hatte. Gefrühstückt und zu Abend gegessen wurde in den Familien, für die Mittagspause gab es häufig Toastbrot mit viel Butter und Käse sowie traditionelle irische Tayto Chips.
Im Laufe der drei Wochen wurden ganz unterschiedliche Erlebnisse in den Familien gemacht. So berichtet Marie über die Unterhaltungen mit ihrer Gastfamilie über den Alltag und das Leben in Irland: „Dabei habe ich viel von der irischen Kultur und von dem Leben der Menschen in Irland erfahren und gelernt.“ Für Alicia war die Feier anlässlich des 5. Geburtstages ihrer Gastschwester ein sehr schöner, unterhaltsamer Abend. Luka konnte beim Ansehen eines Hurlingspiels zwischen Cork und Dublin eine Menge über den irischen Nationalsport lernen und stellt dazu fest: „Es fühlte sich jeden Tag ein bisschen leichter an den irischen Akzent zu verstehen, und mir ist aufgefallen, dass ich mich mit der Zeit klarer ausdrücken konnte.“
Morgens ging es immer per Bus zum English Market und von dort aus zu Fuß zum College. Die Hauptmentorin Ankie und eine Reihe weiterer Lehrer*innen arbeiteten dort mit uns an den oben genannten Themen und bauten immer wieder Wortschatzübungen ein, vor allem zum Thema Business English und Intercultural Learning. Luka zeigte sich sehr positiv von der Qualität des Unterrichts und der digitalen Ausstattung angetan: „Der Vorteil war, dass es viel Spaß gemacht hat und alle Lehrer wirklich gut unterrichteten und einem vieles beigebracht haben, was mich vorher bereits interessierte.“
Am Ende des Kurses gab es eine zweistündige schriftliche Abschlussprüfung über die zuvor behandelten Themen, Vokabelabfragen aus dem Bereich Business English sowie die Präsentation eines Abschlussprojektes. Dabei haben wir in unterschiedlichen Gruppen einen „Pitch“, das heißt eine kurze Präsentation für einen möglichen Inverstoren, für eine Dienstleistung oder ein selbst ausgedachtes Produkt erstellt, etwa für ein Spielzeughaus für Kinder oder einen Beauty Salon mit Kinderbetreuung.
Company Visit 1: der Nano-Nagle Place
Integraler Teil des Kurses waren auch sogenannte “company visits“, deren Ziel es war, einen Einblick in die Arbeit lokaler irischer Firmen zu bekommen. Auf dem Weg zum Nano Nagle Place, unserer ersten Besichtigung, herrschte noch große Verwunderung: was für ein Unternehmen könnte sich dahinter verbergen?
Gemeinsam mit unserer Lehrerin Ankie wurden wir freundlich empfangen und bekamen zunächst eine Reihe von Hintergrundinformationen zur Namensgeberein Nano Nagle Honora, einer irischen Ordensschwester, die im 18ten Jahrhundert lebte und sich für die Rechte von Frauen eingesetzt hat. Der Nano Nagle Place portraitiert ihre Vision davon, Frauen zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben durch Bildung zu ermöglichen und versucht diesen Gedanken auf die Gegenwart zu übertragen. Der Gebäudekomplex beinhaltet ein Museum, einen Garten, ein Café, einen Buchladen sowie Büros lokaler Wohltätigkeitsorganisationen. Im Anschluss an die Führung wurde auch der „Businessgedanke“ vorgestellt, denn das Ziel der Verantwortlichen ist es, dass sich der „Nano Nagle Place“ selbst finanzieren kann und nicht auf öffentliche Gelder angewiesen ist.
Company visit 2: Macroom Buffalo Mozarella
Eine zweite Besichtigung führte uns ins nahe gelegene Cil na Martra/Macroom, und zwar auf eine Büffelfarm, auf der Mozzarellakäse hergestellt wird. Auf der im Jahre 2009 eröffneten Farm werden heute über 200 Büffel gehalten. Aus der Milch der ursprünglich aus Italien stammenden Büffel stellen die Besitzer Mozzarellakäse her. Die Firma hat sich bereits erfolgreich in Irland etabliert und ist in den meisten großen irischen Supermarktketten und einigen Restaurants erhältlich. Nach einer interessanten Vorstellung des Hofes und der Produktion des Käses, durften wir sogar einige Kälber im Melkstall streicheln und uns am Ende auf dem abschließenden “Tasting“ noch selbst ein Bild davon machen, wie lecker der Frischkäse schmeckt.
Kulturelle Ausflüge
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kurses waren die kulturellen Ausflüge, auf denen wir Cork und seine Umgebung besser kennen lernen konnten. So gab es am Anfang direkt eine spannende Stadtführung durch Cork, auf der wir uns auf dem “English Market“ einen Kaffee und Gebäck gönnten und die große Auswahl an Fisch, Obst und Gemüse bestaunten. Später ging es noch in die St Anne´s Church, wo wir Kopfhörer aufsetzen mussten, die uns vor dem lauten Geläute der Shandon Bells schützen sollten. Wir konnten zusammen viele schöne und auch bekannte Lieder spielen, indem wir an den Seilen zogen. Vom Aussichtspunkt der Kirche hatte man eine wunderschöne Sicht auf die gesamte Stadt Cork, inklusive unseres Colleges. An einem anderen Tag besuchten wir das City Gaol, wo wir einiges über die Geschichte des Stadtgefängnisses und die Geschichte Irlands im Allgemeinen lernen konnten.
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Blarney Castles vor den Toren Corks. Vom Schlossturm hatte man nicht nur eine wunderschöne Aussicht auf den Park, man konnte sogar den bekannten Blarney Stone küssen. Um den Stein zu küssen, muss man sich auf den Rücken legen und etwas nach vorne ziehen; natürlich wird der Stein nach jedem Besucher desinfiziert... Der Legende nach erlangt man nach Kuss des Steines “the gift of eloquence and persuasiveness”, was so viel heißt wie flüssig, fehlerfrei und mit einem guten Wortschatz ausgestattet sprechen zu können.
Private Ausflüge
Aber auch abseits des offiziellen Programms, konnten wir viele spannende Eindrücke sammeln. In der ersten Woche durften wir am Abend zusammen das “Oliver Plunkett“ besuchen, einen traditionellen irischen Pub. Im Pub hat Herr Giepner, der uns in der ersten Woche begleitet hat, alle Getränke spendiert. Wir hörten irische Lieder und sahen eine Frau, die einen traditionellen irischen Tanz tanzte. Weitere privat organisierte Ausflüge führten uns auf den schönen Campus der Universität in Cork (UCC), die Cork School of Music, die Crawford Gallery, auf die Bowling Bahn, ins Kino aber auch mit dem Bus an die Küste in die nahe gelegenen Orte Cobh oder Kinsale. Es gab aber auch genug Freizeit, um einfach die Stadt auf sich wirken zu lassen: „Anschließend verbrachten wir noch einige Zeit in der Stadt und dort ist mir aufgefallen, wie vielfältig Cork ist, kein Haus und kein Ort sehen gleich aus. Es war es wert, die Stadt einen ganzen Tag zu genießen ohne gestresst oder in Eile zu sein, denn erst da ist mir aufgefallen, wie schön Cork eigentlich ist.“ (Luka)
Fazit
Nach Ablauf der spannenden drei Wochen mussten wir uns dann von unseren Lehrer*innen und Gasteltern verabschieden. Für Alicia war der Abschied sehr emotional, „da mir die Familie und insbesondere die Kinder ans Herz gewachsen sind. Die Zeit in Irland werde ich nie vergessen und ich bin sehr froh diese Erfahrung gemacht zu haben.“
Luka zog kurz vor dem Rückflug folgendes Fazit: „Ich werde Irland vermissen, es hat mir nicht nur viel Spaß gemacht hier zu sein, sondern ich konnte auch einen guten Draht zu den anderen Teilnehmern herstellen. Ich bin der Meinung, dass ich durch das Auslandspraktikum mein Englisch schriftlich und mündlich verbessern konnte Ich bin mehr als froh, dass ich mich für Irland entschieden habe und ich würde es wiederholen, aber jetzt heißt es erstmal zurück nach Deutschland zu kommen, mein Flug kommt in 2 Stunden und ich bin voller Vorfreude“
Seit dem 01.09.20 nehmen interessierte Schüler*innen des Erftgymnasiums offiziell an einem neuen Erasmus+ Projekt teil. Mit Schüler*innen der norwegischen Partnerschule aus Ringsaker setzen sie sich mit dem Thema “Cultural Similarities and Differences in Norwegian and German Literature“ auseinander. Ringsaker liegt ungefähr eine Zugstunde nordöstlich von Oslo. Ziele des Projektes sind u.a., das Interesse sowohl an der Literatur des Partnerlandes als auch des Heimatlandes zu wecken, sich der gemeinsamen europäischen Identität bewusst zu werden sowie projektorientiertes Arbeiten zu fördern. Das Projekt findet zu gleichen Anteilen auf Deutsch und Englisch statt, da die norwegischen Schüler*innen im Rahmen ihres Deutschunterrichts an dem Projekt teilnehmen. Dabei ist das Projekt in zwei verschiedene Jahrgangsgruppen eingeteilt. Die erste Gruppe, die auf deutscher Seite aus 15 Schüler*innen der Qualifikationsphase 1 (Q1) besteht, hat den Kontakt bereits als Emailprojekt zu Beginn des Jahres hergestellt. In einem ersten Briefwechsel ging es neben der persönlichen Vorstellung schwerpunktmäßig um das Thema Märchen (vor allem um den Vergleich der Märchen der Gebrüder Grimm mit den Märchen von Asbjörnsen und Moe). Im zweiten Briefaustausch ging es um das Leben im Rheinland bzw. der Hedmark sowie den thematischen Schwerpunkt Serien (hier konzentrierten sich die Schüler*innen besonders auf die Serien Deutschland ´83 sowie Lykke Land). Aktuell schreiben sich die Schüler*innen zum Thema Schulleben am Erftgymnasium bzw. an der Videregaende Skole. Eine zweite, neu gestartete Schülergruppe, bestehend aus 20 Schüler*innen der Einführungsphase (EF), hat gerade ihren ersten Brief nach Norwegen geschickt (diesmal zum Schwerpunkt Serien/ Jugendkultur) und wartet gespannt auf die Zuteilung eines norwegischen Projektpartners bzw. einer Projektpartnerin. Wann ein erstes gegenseitiges Projekttreffen durchgeführt werden kann, ist aufgrund der Coronakrise leider noch nicht abzusehen. Ursprünglich war ein erstes Treffen in Norwegen bereits für den Oktober dieses Jahres anvisiert. Erste Onlinekonferenzen sind aber gerade in Planung, damit die Projektziele auch erreicht werden können. Da (internationale) Freundschaften natürlich eher in einem persönlichen Treffen entstehen als online, hoffen die Schulen darauf, dass die insgesamt vier angedachten Projekttreffen bis zum Ablauf des Projektes im September 2023 durchzuführen sind.
Vom 21.09 – 26.09.2017 fand das dritte Treffen des ERAMUS+ Projektes “The Opportunities of Migration for Multicultural Europe“ in der litauischen Stadt Klaipeda statt. Unsere aus acht Schüler/Innen bestehende Delegation, unterstützt durch Frau Lehmann-Kempkens sowie Herrn Heimann, traf dabei auf jeweils gleich große Gruppen unserer Projektpartner aus Bordeaux/Frankeich und Santa Maria/Italien sowie auf unsere litauischen Gastgeber. Unter dem Arbeitstitel “Freedom but With Duties“ lag der Schwerpunkt auf den (Menschen-) Rechten von Einwanderern und Flüchtlingen.
Unsere Anreise führte uns von Köln über Riga nach Klaipeda. Dort wurden wir nachts, genau gesagt um 2Uhr morgens, von den litauischen und bereits angekommenen Schüler/innen aus Frankreich mit großem Hallo empfangen. Die Eingangstür und die Korridore zu unseren Zimmern waren mit Luftballons und Willkommensschildern geschmückt. Im Gegensatz zu den vorherigen „Mobilities“ waren die Gastschüler/innen diesmal nicht in Familien, sondern im Wohnheim der litauischen Berufsschule untergebracht, in dem auch viele unserer litauischen Freunde unter der Woche wohnen.
Nach der offiziellen Begrüßung durch den Schulleiter Audrius Kurlavicius am nächsten Morgen wurden wir in internationale Gruppen aufgeteilt und von den litauischen Schüler/Innen durch ihre Schule geführt. Auf verschiedenen Fotos und Plakaten, z.B. zum European Day of Languages oder – passend zu unserem Thema – Auswanderung vieler Litauer nach Skandinavien oder Großbritannien, wurde das Europaprofil der Klaipedos Turismo Mokykla deutlich.
Anschließend stellten alle Delegationen ihre im Vorfeld angefertigten Produkte vor. In “Refugee News“ wurde auf die aktuelle Entwicklung der Europäischen Flüchtlingskrise von Mai bis September 2017 eingegangen, etwa auf die sich verschlechternde Situation der ankommenden Flüchtlinge in Italien, die Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber von Deutschland nach Afghanistan oder auf den Fall des Bundeswehrsoldaten Franco A., der als Flüchtling getarnt einen Anschlag in Deutschland plante. Weiterhin stellten die einzelnen Delegationen Videos vor, in denen sie jeweils 7-8 der 30 Artikel der UN-Menschenrechtscharta in ihrer jeweiligen Landessprache vorlasen; für die Projektpartner waren sie mit englischen Untertiteln versehen. Im Laufe der Woche wurden diese zusammengeschnitten und in einem gemeinsamen Video zusammengefasst.
Am nächsten Tag führte uns die litauische Kollegin Inga durch das historische Zentrum von Klaipeda. Interessant waren vor allem die Informationen über die deutschen, kurischen und sojwetischen Einflüsse auf die Stadt. Ebenso spannend waren Ingas Ausführungen über die russische Minderheit Klaipedas (die gut integriert ist und ca. 6% der Bevölkerung ausmacht), die stark gesunkene Einwohnerzahl Litauens aufgrund der verstärkten Auswanderung vor allem in skandinavische Länder oder nach Großbritannien (von 3,5 auf 2,9 Millionen Einwohner) oder aber ihre Ausführungen über die Folgen der Einführung des Euro für die Bevölkerung Klaipedas/ Litauens.
Nachmittags machten wir auf dem Weg nach Palanga einen Zwischenstopp in einem Bernsteinmuseum und konnten bei hervorragendem Wetter den Blick über die schöne Ostsee schweifen lassen. In Palanga abgekommen, konnten wir über das Festivalgelände des „Baltu Vienybes Diena“ gehen, mehr über baltische Kultur erfahren und typisch litauisches Essen probieren. Zurück in Klaipeda klang der Tag mit einem Sportabend in der Turnhalle der Schule aus, der den Zusammenhalt der Gruppe noch einmal stärkte.
Am Sonntag besuchten wir das Delfinarium in Klaipeda und fuhren danach weiter nach Nida, nicht weit entfernt von der russischen Grenze, wo zu Sowjetzeiten die „Schönen und Reichen“ ihren Urlaub verbrachten. In der Fußgängerzone Nidas trafen wir auf einen Pianisten, der spontan dazu bereit war, unseren in Bergheim eingeübten Song „Read all about it“ von Emeli Sande zu spielen: Sehr zur Verwunderung und Begeisterung der anwesenden Passanten.
Am Montag stand dann wieder die Projektarbeit im Vordergrund. In gemischten Gruppen konzentrierten wir uns auf ausgewählte Artikel der UN-Menschenrechts-Charta und diskutierten, inwiefern sie überhaupt für Flüchtlinge gelten. So diskutierten wir z.B. über Artikel 1 (Die Würde des Menschen ist unantastbar!) und stellten uns die Frage, ob es würdevoll ist, wenn 200 Flüchtlinge eng zusammengedrängt auf einem kleinen Boot versuchen, das Mittelmeer zu überqueren. Auch Artikel 2, 3 und 26 standen im Mittelpunkt unserer Diskussion, nämlich das Recht auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit, das Recht auf Bildung sowie das Recht auf die Gleichbehandlung aller Menschen. Trotz der Komplexität des Themas und der Sprachbarrieren kamen sehr spannende und eindringliche Diskussionen auf.
Am Dienstag hatten die Projektteilnehmer noch die Möglichkeit, Khalid, einen mit einer Litauerin verheirateten Algerier, kennenzulernen, der über seine Alltags- und Berufserfahrungen in Litauen als „Person mit Migrationshintergrund“ berichtete. Dies war vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass Litauen eine sehr homogene Bevölkerung hat. Während die italienische Gruppe noch zwei Tage länger blieb und unter anderem noch einen Ausflug nach Vilnius machte, hieß es am Nachmittag für uns bereits, Abschied zu nehmen.
Insgesamt waren die Tage eine gelungene Mischung aus Projektarbeit, dem Wiedersehen von alten Freunden und dem Knüpfen neuer Freundschaften sowie dem Kennenlernen eines neuen, spannenden Landes mit sehr warmherzigen und gastfreundlichen Menschen. Der Abschied fiel uns allen daher besonders schwer. Deshalb freuen wir uns umso mehr auf das vierte und damit auch letzte Treffen unseres ERASMUS+ Projektes in Bordeaux, in dem es im März darum geht, wie unsere Gesellschaften im kulturellen Bereich von Einwanderung profitieren bzw. bereits profitiert haben.
Welche unterschiedlichen Gründe haben Flüchtlinge, um ihre Heimatländer Richtung Europa zu verlassen? Welche Hoffnungen verknüpfen sie mit Europa? Welche unterschiedlichen Routen nehmen sie und welche Gefahren lauern auf dem Weg? Wie reagiert die europäische Politik und wie die europäische Öffentlichkeit? Welche Unterschiede hinsichtlich der Aufnahme und Einstellung gegenüber Flüchtlingen gibt es in Deutschland, Frankreich, Italien und Litauen? Dies waren nur einige der Fragen, welche Schüler/innen des Erftgymnasiums Bergheim mit ihren Partnern aus Bordeaux/Frankreich, Santa Maria/Italien und Klaipeda/Litauen bei ihrem zweiten Projekttreffen vom 01. bis zum 06. Mai in Bergheim diskutierten.
Bei dem Erasmus+ Projekt handelt es sich um ein von der EU-Kommission finanziertes Schulprojekt vier europäischer Schulen aus den oben genannten Städten. Ziel des Projektes ist es, einerseits die aktuelle Flüchtlingskrise besser zu verstehen und mehr über die Rolle von Migration im eigenen Land sowie in den europäischen Partnerländern zu erfahren andererseits auch, interkulturelles Lernen, internationale Zusammenarbeit und europäische Werte, digitales Lernen und Kreativität zu fördern.
Das erste Projekttreffen fand Anfang Februar diesen Jahres in Santa Maria zum Thema “Migrant Routes in Our Communities“ statt; dabei stand die historische Entwicklung von Einwanderung vom zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart im Vordergrund. Nachdem unsere italienischen Partner die Messlatte durch ihre Gastfreundschaft, Herzlichkeit sowie die inhaltliche Gestaltung sehr hoch gelegt hatten, galt es nun, unseren Gästen einen ebenso gelungenen Aufenthalt zu bieten.
Da es das von der EU bereitgestellte finanzielle Budget erlaubt, jeweils sechs bis sieben Schüler/innen zu einem Projekttreffen ins Ausland zu entsenden, bestand die Gruppe aus insgesamt 21 ausländischen sowie 25 Bergheimer Schüler/innen. Nach ihrer Ankunft am Bergheimer Bahnhof am 01. Mai konnten unsere Gäste den ersten Abend dazu nutzen, ihre Gastschüler und Gasteltern besser kennenzulernen sowie sich von der langen Anreise zu erholen.
Der Vormittag des ersten Arbeitstages stand dann ganz im Zeichen von Projektpräsentationen der einzelnen Delegationen zum Thema des 2. Projektteils “Current Changes Within Our Society“. Durch die sehr interessanten Beiträge, z.B. über unterschiedliche Ersteinrichtungen für Flüchtlinge in Italien, die Rolle von Einwanderung im französischen Wahlkampf, ein Interview mit einem algerischen Flüchtling aus Klaipeda über seine Erfahrungen in Litauen sowie die Entwicklungen der Flüchtlingssituation in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren, wurde den Schüler/innen eindrucksvoll verdeutlicht, wie hochaktuell, dramatisch und facettenreich die aktuelle Flüchtlingssituation ist.
Anschließend arbeiteten die Schüler/innen in Kleingruppen u.a. am Projektlogo, überlegten sich Fragen für später folgende Programmpunkte wie etwa den Besuch bei Radio Cosmo in Köln, erstellten ein Quiz für den Europatag bzw. übten den Song Read all about it von Emili Sandé ein. Nach einem Mittagessen in der Mensa des Erftgymnasiums zeigten die Bergheimer Schüler/innen ihren Gästen auf einem Spaziergang zum Integrationsbüro die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bergheims und gaben ihnen Informationen zu lokalen Bräuchen, wie etwa dem Aufstellen von Maibäumen. Im Integrationsbüro stellte Frau Strohmeier uns die Arbeit ihrer Einrichtung vor und schilderte uns die Veränderungen, die sich im Laufe der Flüchtlingskrise ergeben haben.
Dabei konnte sie alle Beteiligten durch ihre positive Einstellung und äußerst interessante Erläuterungen über die engagierte und erfolgreiche Arbeit des Integrationsbüros überzeugen. Das von ihr zitierte arabische Sprichwort „Mit einer Hand kann man nicht klatschen“ verdeutlichte (auch wenn es von einer italienischen Schülerin zur Erheiterung aller Anwesenden praktisch widerlegt wurde …) allen Teilnehmern anschaulich, wie wichtig gegenseitige Unterstützung - gerade in einem neuen/ fremden Umfeld - ist. Da es, wie Frau Stromeier sagte, wichtiger sei, „mit anstatt übereinander zu reden“, fuhren acht Projektteilnehmer am Abend noch nach Köln, um im „Dialog“ im Sprachraum der Stadtbibliothek in kleinerem Rahmen mit Flüchtlingen aus Syrien und Eritrea über ihre Erfahrungen in Deutschland zu sprechen. Dabei war es erstaunlich zu sehen, wie offen die „Neukölner“ über ihre Erlebnisse berichteten und wie sehr sie sich gegenseitig unterstützen: Ein Syrer hielt z.B. zu Übungszwecken ein Referat über Elektroautos und bekam anschließend Feedback von seinen Freunden.
Dass es keinerlei Rolle spielt, wo man geboren wurde, um sich mit Köln und der kölschen Lebensart zu identifizieren, zeigte uns am nächsten Tag unsere Kölner Stadtführerin Asita: selbst erst vor eineinhalb Jahren von Indien nach Köln gezogen, konnte sie alle Teilnehmer glaubhaft davon überzeugen, dass Köln die lebenswerteste Stadt Deutschlands ist. Sie informierte uns auf dem Spaziergang, der uns vom Brüsseler Platz zum Dom führte, auf gleichermaßen unterhaltsame wie informierende Art und Weise über das multikulturelle Köln. Die kulturelle Vielfalt Kölns wurde allen Teilnehmern auch rund um den Eigelstein bewusst, besonders durch das leckere Mittagessen im türkischen Restaurant DoyDoy.
Am Nachmittag öffnete WDR Cosmo seine Pforten für uns und Programmdirektor Thomas Reinke stellte uns und unseren Gästen seinen Sender sowie das Programm vor. Neben der musikalischen Vielfalt, die der Sender bietet (Stichwort „Global Pop“), waren für uns besonders die in unterschiedlichen Sprachen (z.B. auf Arabisch, Italienisch oder Polnisch) gehaltenen Sendungen sowie das sehr erfolgreiche Format „Refugees 4 You“ von großem Interesse. Bei dem letzteren Format werden Flüchtlinge auf Englisch über wichtige praktische wie tagespolitische Themen informiert. Aber auch der Einblick in die Welt des Radios im Allgemeinen konnte alle Teilnehmer begeistern, so lernten wir nicht nur die Radiofigur Kosta Rapadopoulos kennen, sondern durften sogar den 16Uhr Nachrichten live beiwohnen.
Am nächsten Tag begleiteten die europäischen Gäste ihre Bergheimer Gastgeber zunächst die ersten beiden Unterrichtsstunden, ehe man sich gemeinsam auf den Weg nach Düsseldorf machte. Nach einer interessanten Führung durch die größte japanische Gemeinde Deutschlands, konnten die Schüler/innen bei einem Spaziergang durch die Altstadt oder aber einem Abstecher auf den Fernsehturm, für sich entscheiden, welche rheinische Stadt sie mehr begeistert. Am Abend trafen sich alle Projektteilnehmer im Hotel Krone in Bergheim, um sich bei leckerem Essen über die bisherigen Erlebnisse zu unterhalten bzw. auf der Kegelbahn eine traditionelle deutsche Freizeitaktivität auszuprobieren. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem die Schüler/innen gemeinsam tanzten und sangen, war es sehr schön zu beobachten, wie sehr die Gruppe bereits zusammengewachsen war.
Am Freitag wurde am Erftgymnasium der Europatag gefeiert, der für unsere Gäste vom 09. auf den 05. Mai vorgezogen wurde, und für den viele Schüler/innen unserer Schule sich im Vorfeld mit den ausgewählten Schwerpunkten Migration bzw. landeskundlichen Themen zu den Heimatländern unserer Gäste Frankreich, Italien und Litauen im Unterricht beschäftigt hatten. In den ersten beiden Schulstunden diskutierten die Projektteilnehmer jedoch noch, was sie in den vergangenen Tagen über die Situation der Flüchtlinge in Deutschland gelernt haben, welche Gemeinsamkeiten/ Unterschiede es in den vier beteiligten Ländern gibt, wie erfolgreiche Integration gelingen kann sowie wie rechtes Gedankengut/ Gewalt verhindert werden kann.
Für die 3. und 4. Stunde füllte sich dann das PZ des Erftgymnasiums mit fast 150 Oberstufenschülern/innen. So bekamen die am Projekt teilnehmenden Schüler/innen die Möglichkeit, das Erasmus+ Projekt vor einer großen Gruppe zu präsentieren bzw. ihre während der vergangenen Tage gemachten Erlebnisse zu schildern. Außerdem stellten Kleingruppen ihre Vorschläge für das Projektlogo vor und ließen die anwesenden Zuschauer abstimmen. Anschließend stellten andere Schüler/innen weitere am Erftgymnasium durchgeführte Europaaktivitäten vor, z.B. zur Teilnahme an Wettbewerben wie dem Europäischen Wettbewerb oder Euroscola. Letzteren konnten Schüler/innen des Erftgymnasiums im vergangenen Jahr gewinnen. Als Belohnung durften sie nach Straßburg ins Europaparlament fahren. Über das Programm in Straßburg und die Begegnungen mit Schüler/innen aus allen EU-Mitgliedsstaaten berichteten Emilia Sobetzko und Celina Erven.
Es folgten Berichte über die Teilnahme an Programmen wie “Discover Europe“, bei dem sich deutsche, polnische und tschechische Schüler in der Nähe von Görlitz trafen, um die Geschichte und Kultur Schlesiens sowie die Geschichte der Europäischen Integration und der politischen, ökonomischen und sozialen Werte Europas zu diskutieren. Zwischendurch hatten die anwesenden Schüler/innen auch die Möglichkeit, sich die Wandausstellung anzuschauen, auf der im Unterricht erstellte Produkte zu den oben genannten Themen gezeigt wurden, z.B. „Europa in der Tagespresse“ oder landeskundlichen Aspekten, wie z.B. dem Weltklimagipfel in Paris, der Flüchtlingssituation vor Lampedusa oder litauischer Kultur.
Während unsere Gäste in der 5. und 6. Stunde die Gelegenheit erhielten, sich das Erftgymnasium in Ruhe anzuschauen, ging das Programm im PZ weiter. Ca. 200 SchülerInnen der Klassen 5-7 erfuhren u.a. in einem von Julia Christ und Tim Hütten im Rahmen des Europäischen Wettbewerbs erstellten sehr informativen und emotionalen Video, mehr über Flucht bzw. die Flüchtlingskrise. Die Schüler Till Witbroek und Stephan Ramlow stellten einen weiteren tollen Wettbewerbsbeitrag über Gemeinsamkeiten europäischer Sprichwörter vor. Danach zeigten Schüler/innen der Klasse 7c/7d von Frau Hilsamer ein im Rahmen des Programmes „Europa macht Schule“ erstelltes Video, das sie gemeinsam mit einer türkischen Gaststudentin zum Thema „Zwei Römer in Istanbul“ gedreht hatten.
“All work and no play makes John a dull boy“, lautet ein britisches Sprichwort. Daher wurde am Abend eine „Farewell-Party“ durchgeführt, zu der auch Eltern, Lehrer und nicht am Projekt teilnehmende Schüler eingeladen waren. Zu Beginn wurden die europäischen Gäste offiziell verabschiedetet, Geschenke überreicht sowie in Form einer Foto-Slideshow Impressionen geteilt. Aber es ging natürlich auch darum, bei Getränken, leckeren Speisen sowie Musik einen schönen Abschluss für die sehr produktive und interessante Woche zu finden. Sie kann insgesamt als großer Erfolg gewertet werden, da die Projektteilnehmer/innen viele neue Kenntnisse zum Thema Flucht und Migration erworben haben und das Thema wesentlich differenzierter beurteilen können und nebenbei auch deutlich selbstbewusster bei der Verwendung des Englischen geworden sind. Auf der Abschiedsparty wurde aber auch noch einmal der tolle Zusammenhalt zwischen allen Schüler/innen der vier europäischen Nationen deutlich.
Am Samstagmittag fiel den Schüler/innen die Verabschiedung am Bergheimer Bahnhof entsprechend sichtlich schwer. Ein Wiedersehen gibt es allerdings – zumindest für einige Schüler/innen – vom 21.-27.09 zum Thema “Freedom, but with duties“ in Klaipeda/Litauen, bei dem es thematisch vor allem um Menschenrechte und ihre Einhaltung geht. In diesem Sinne: Pasimatysime Lietuvoje („Wir sehen uns in Litauen!“)!
Am 12. Februar 2017 war es endlich soweit: Das erste transnationale Meeting unseres ErasmusPlus-Projektes stand an. Als Europaschule sind wir Teil eines Austauschs mit drei weiteren Schulen aus Kleipeda in Litauen, Bordeaux in Frankreich und Santa Maria de Capua Vetere in Italien, mit denen wir uns nicht nur im Laufe der nächsten zwei Jahre treffen, sondern auch an dem spannenden Thema der Migration in unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft arbeiten werden.
Das erste Zusammentreffen lag nun vor uns. Der Hinflug von Köln nach Neapel verlief reibungslos, sodass wir um etwa 15 Uhr in den Gastfamilien ankamen. Gastfamilien? Bei komplett fremden Menschen, die deine Sprache nicht sprechen?? Ja! Was zunächst vielleicht ungewohnt klingt, hat sich für uns voll und ganz gelohnt. Obwohl die Eltern unserer „Hosts“ kein gutes oder gar kein Englisch sprachen – geschweige denn Deutsch – verstanden wir uns total gut mit ihnen und vermissen diese noch immer. Dadurch, dass wir nicht einfach in einem Hotel in Italien untergebracht waren, sondern fast eine Woche in den Familien lebten, konnten wir die Kultur und das Leben der Italiener sehr intensiv kennenlernen.
Am Sonntag passierte bis auf den freundlichen Empfang der Gastfamilien zunächst offiziell nichts weiter. Die Italiener hatten allerdings im Vorfeld ein gemeinsames Treffen geplant, bei dem das Eis zwischen uns Schülern sofort brach und wir uns alle direkt super verstanden.
Am Montag ging es dann morgens zur Schule, welche ein altes Gefängnis ist und nach dem Physiker Edoardo Amaldi benannt ist. Nach „Ice-breaking-Activities“ mit dem litauischen Lehrer, die uns noch die ganze Woche begleiten sollten, präsentierten alle Gruppen ihre Ergebnisse zum Thema „Migration im eigenen Land in der Vergangenheit“, sodass wir einen ersten Eindruck davon erhielten, welche Rolle Migration für die verschiedenen Länder spielte und spielt. Am Abend wurden wir dann offiziell von der Schulleitung und der Bürgermeisterin begrüßt und willkommen geheißen. Bei der anschließenden Begrüßungsfeier präsentierten wir uns gegenseitig Essen und Kulturgüter aus unseren Ländern und Regionen. Dank eines riesigen Buffets der italienischen Familien erhielten wir direkt auch einen Einblick in das kulinarische Italien.
Am Dienstag lernten wir in einer spannenden Führung Santa Maria Capua Vetere mit seiner Kathedrale, dem Theater, dem zweiten Standort der Schule und dem dazugehörigen Museum kennen. Nach einer Stärkung mit Lasagne in einem Restaurant in der Innenstadt besuchten wir das Amphitheater der Stadt. Den Abend ließen wir bei einem Bowling-Abend ausklingen, bei dem vor allem Herr Dr. Großmann und Frau Hannappel viele „Strikes“ warfen.
Am Mittwoch konnten wir auf einem Ausflug nach Pompei und Neapel zwei tolle Sehenswürdigkeiten der Gegend besuchen. Während wir in Pompeji einen Einblick in eine Stadt erhielten, die vor fast 2000 Jahren komplett von einem Vulkanausbruch verschüttet wurde, machten wir in Neapel selbst eine Stadtführung und pausierten am „Kastell del'Ovo“, einer beeindruckenden Festung am Meer, von der man bei strahlendem Sonnenschein einen tollen Blick auf den Vesuv hatte.
Am nächsten Tag besuchten wir die Einrichtung „New Hope“, die Frauen, die aus Afrika nach Italien kommen, Hilfe bei der Integration ermöglicht. In einem bewegenden Vortrag erfuhren wir von der Arbeit der Initiative, die den Frauen Wohnungen und einen Arbeitsplatz bietet. In diesem können sie dann Textilien herstellen, die in einem kleinen Laden verkauft werden. Im Palast von Caserta verbrachten wir anschließend einige Stunden im riesigen Schlossgarten, der dem in Versailles unserer Meinung nach in Aussehen und Größe kaum nachsteht.
Nachdem wir freitags noch einmal weiter an unseren Projekten arbeiteten, mussten wir uns gegen Mittag schweren Herzens verabschieden. Beim tränenreichen Abschied wurde deutlich, dass wir alle gar nicht gehen wollten und uns schon jetzt auf ein Wiedersehen in Deutschland freuen.
Im Rückblick können wir nur betonen, wie viele Erfahrungen fürs Leben wir mit nach Deutschland nehmen konnten: Die Offenheit uns „Fremden“ gegenüber, die großen Freundschaften, die wir geschlossen haben, die Verständigung in Englisch (die sogar dazu führte, dass wir uns als Deutsche manchmal schon aus Versehen in Englisch unterhalten haben)... Wir freuen uns jetzt schon sehnsüchtig auf das nächste Treffen im Mai, bei dem wir in Bergheim die Schüler aus Litauen, Frankreich und Italien begrüßen dürfen.
(Sascha Peter, Julien Beuchold, EF)